Gloria (Francis Poulenc) Vesperae Sollene Conf. (W.A. Mozart)

2013

Der Kammerchor Wil konzertierte am Samstagabend mit einem kontrastreichen Programm mit Werken von Francis Poulenc und Wolfgang Amadeus Mozart in der Kirche St. Peter. Trotz unterschiedlicher Epochen war das Klangbild homogen.

Wolfgang Amadeus Mozart einem Francis Poulenc gegenüberzustellen, erfordert Mut – und von den Ausführenden Höchstleistungen in Flexibilität und Konzentration. Dem Kammerchor Wil unter seiner Dirigentin Felicitas Gadient gelang dies an einem ergreifenden Konzert, das trotz seiner dichten Klangfülle meditative Momente voller Ruhe bot.

Ehrfürchtiges Staunen

Francis Poulencs «Gloria» glich mit seinen relativ kurzen Teilen einer Ausstellung, in der man von einer Darstellung zur nächsten geführt wird und in jedem Bild der Faszination in der Darstellung erliegt. Überaus präsent und mächtig sang der Kammerchor diese Klangbilder, trotz aller Fülle strahlte das Werk jedoch tiefe Ehrfurcht und Gläubigkeit aus. Dies auch besonders in der wunderschön zurückhaltend interpretierten Passage «Tu solus Dominus», – «Du allein bist der Herr», das einem ehrfürchtigen Staunen gleichkam. Solistin Ana Maria Labin stand dem Chor zur Seite. Ihr strahlender, klarer Sopran führte quasi den Chor der Gläubigen an, schlicht, aber ausdrucksstark, und wuchs mit dem Chor zu einem homogenen Klangbild zusammen.

Gesamteindruck

Für einmal stand nicht das Werk der Klassik am Beginn eines Konzertes: Mozarts «Vesperae solennes de Confessore» wurde im Anschluss an Poulencs «Gloria» aus dem Jahr 1961 aufgeführt. Die Tonsprache folgte nicht der Klangkultur historischer Aufführungspraxis, sondern griff die kraftvolle Fülle Poulencs auf, die Mozart sehr gut zu Gesicht stand und niemals ins Schwerfällige abglitt. Die entstandene Wirkung verband die beiden Epochen zu einem abgerundeten Gesamteindruck.

Solistenquartett

Liliane Glanzmeier (Alt), Nino Aurelio Gmünder (Tenor) und Peter Brechbühler (Bass) boten in ihren Passagen eine schöne Ergänzung zum grossen Chorklang. Lediglich Ana Maria Labin stach hervor: Das berühmte «Laudate Dominum» berührte in der innigen, aber niemals ins Sentimentale abgleitende Interpretation der Sopranistin.

Instrumental wurden die beiden Werke von der Südwestdeutschen Philharmonie aus Konstanz begleitet, die mit grosser Bläserbesetzung im Poulenc-Gloria für eine facettenreiche Klangfarbigkeit sorgte.

 

carola nadler@tagblatt online 9.9.13